Kollegitheater 2016: Geschichten aus der Unterwelt - Warten auf Persephone
Wenn die alte Turnhalle zur Unterwelt wird ...
Aus dem Theatersaal ausbrechen und mit der Theaterproduktion neuen Raum in Beschlag nehmen: Dieses Jahr haben wir es gewagt. Grund dafür war natürlich einzig und allein unser Stück. Gespielt haben wir die Geschichte von Hades, dem Gott der Unterwelt, der auf seine geliebte Persephone wartet und ihr nach sechs langen Monaten bei ihrer Mutter Demeter auf der Erde einen entsprechenden Empfang bieten will und also Gäste einlädt. Da ist es sinnvoll, nicht nur göttliche Repräsentanten aufzubieten, sondern auch gleich das Publikum als Gästeschar miteinzubeziehen. Und so wurde die Alte Turnhalle – unser Trainingsraum in der Probenzeit, und normalerweise Mi-Bar-Treffpunkt nach der Theatervorstellung – zu unserem Spielort. Das war eine Herausforderung auf verschiedenen Ebenen: Allem voran ändert sich das Spiel, wenn das Publikum quasi rundherum sitzt, nahe ist und auch direkt angespielt werden soll. Das braucht Mut – und Vertrauen, denn wirklich erfahren und erfassen konnten wir diese Spielsituation inmitten von hundert Leuten erst mit der Schüleraufführung. Aber die Truppe mit vielen erfahrenen Spielerinnen und Spielern hat es gepackt, ja sie ist über sich hinaus gewachsen. Dann konnte die Einrichtung des Raumes – auch lichttechnisch – erst eine Woche vor Aufführungsbeginn erfolgen, da die Alte Turnhalle im Schulalltag natürlich anderswertig genutzt wird.
Auch da brauchte es einen Sondereinsatz von vielen. Nicht nur die Bühnencrew von Christian Frehner, auch meine Theatertruppe hat mächtig mit angepackt. «Aphrodite» hat in schwindelerregender Höhe die Fenster mit dunklem Stoff abgedeckt, um den Raum in eine dunkle Höhle verwandeln zu können, der Gott der Unterwelt himself half unserem Lichttechniker tatkräftig, Licht zu hängen in diesem schwierigen Raum, und alle haben die Bodenabdeckungen gelegt und Tische und Bänke mit schwarzem Plastik eingekleidet, um aus der Turnhalle einen veritablen Hades entstehen zu lassen. Sogar die ausgestopften Vögel, die sonst in Vitrinen ein eher freudloses Dasein fristen, wurden zu neuem Leben erweckt.
Die Mi-Bar, dunkel gestrichen, wurde rundum genutzt: Vor, während und nach der Aufführung – die Gäste sollten ja festlich bewirtet werden! Die eingeladene Götterwelt hat dann ja für einige Episödchen gesorgt – nicht zuletzt war Hades’ Bruder Zeus ein eher schwieriger Gast. Nicht so dessen Interpret: Mit Johann Ullrich verlässt uns mit dieser Produktion ein Schauspieler der ersten Stunde. Johann war bei allen vier Produktionen, die ich bis dato leiten durfte, an vordester Front mit dabei. Sein letzter Satz als Zeus, «Ich gehe», wurde nun also Wirklichkeit: Er hat die Matura bestanden und wird künftig andere Bretter dieser Welt bespielen. Es bleiben tolle Erinnerungen. Und sie lassen uns freudig und neugierig vorwärts schauen auf das nächste Projekt. Alle anderen Spielerinnen und Spieler sind nämlich wieder mit dabei! Darauf kann ich also bauen, und das freut mich sehr!
Ein grosses Dankeschön einmal mehr allen, die mitgeholfen haben, dass vor und nach den Aufführungen, auf und hinter der «Bühne» alles geklappt hat und dass alles zu einem Gesamterlebnis werden konnte.
Franziska Bachmann Pfister