In ein Theaterkostüm schlüpfen macht Spass
Wenn nach den Herbstferien die ersten Besuche im Kostümfundus der Stiftsschule anstehen, herrscht in der Theatergruppe eine heiter-gespannte Atmosphäre. Was werde ich im Kostümraum vorfinden? Gibt es etwas Passendes für meine Rolle? Wird es meiner Vorstellung entsprechen? Und nicht zuletzt – hat es auch die richtige Grösse?
Der in vielen Jahrzehnten gewachsene Kostümfundus der Stiftsschule ist im Laufe der Zeit zu einer unübersichtlichen Ansammlung von Kleidern, Schuhen und Requisiten geworden. Noch vor zehn Jahren kannte sich kaum jemand in der unter den Dachbalken des Kollegis untergebrachten Kostümsammlung aus. Als Letzter hatte P. Robert Bürcher, der langjährige Regisseur des Kollegitheaters, die Lage der einzelnen Stücke im Kopf. Als er mir 2009 vor seiner Abreise nach Kamerun die Betreuung der Theaterkostüme anvertraute, überreichte er mir einen ungefähren Plan. Es war ein Abenteuer, im überfüllten Raum die passenden Kleider ausfindig zu machen. Dank dem Engagement eines ehemaligen Schülers, der in seiner Zivildienstzeit über mehrere Wochen den ganzen Raum ausräumte, um danach mit meiner Unterstützung die noch verwendbaren Stücke in eine neue Ordnung zu überführen, ist der Theaterfundus seit 2015 genügend übersichtlich, dass sich die Theatergruppe darin zurechtfindet. Zudem wurde er durch die Sammlung der Theaterleiterin Franziska Bachmann ergänzt. Der Fundus bietet eine grosse Auswahl historisierender Kostüme, die zum Teil aus der Sammlung des Opernhauses Zürich stammen. Moderne Sachen werden ergänzt, wenn im privaten Umfeld etwas anfällt. Auch Kleidergeschenke von Freunden des Theaters bereichern die Sammlung.
So macht es nun Freude, mit den Schülerinnen und Schülern die langen Reihen mit verschiedensten Kleidern, kurzen Röcken, weiten Hosen, luftigen Umhängen und vielem mehr abzugehen und passende Stücke herauszufischen. Und das ist trotz der grossen Auswahl gar nicht so einfach. Die Theaterbegeisterten haben nämlich oft ziemlich eigene Vorstellungen von dem, was zu ihrer Rolle passt. Dabei ist ihnen oft der Wunsch, etwas besonders Kleidsames zu tragen, mindestens so wichtig wie die äussere Unterstützung der darzustellenden Charaktere. Es ist nicht immer einfach, den jungen Leuten klarzumachen, dass ein Theaterkostüm keinen rein dekorativen Zweck hat, sondern die gewünschte Wirkung der Figur unterstreichen sollte. Da kommt es manchmal zu intensiven Diskussionen …
Ich versuche nach Möglichkeit, bestehende Modelle nach Bedarf umzuarbeiten. Zum Nähen von neuen Kleidern fehlt mir die Zeit. Deshalb heisst es meist: Flicken, Dekorieren, Auffrischen. Viel Spass bereitet das Umgestalten, wenn ich beispielsweise eine Demeter mit Blumen und Blättern oder einen Papageno mit Federn schmücken darf. Besonders erwünscht ist das Engermachen, zu gern zeigt man die schlanke Silhouette. Da muss ich die Schülerinnen – öfter als die Schüler – manchmal enttäuschen, denn oft wäre dies sehr aufwendig und gleichwohl fürs Publikum kaum erkennbar. Wenn wir trotz allen Suchens nichts Passendes finden, gibt es eine Kasse für den Kauf von günstigen Stücken. Geht es um aufwendigere Kostüme, etwa um elegante Roben aus der Zeit des Rokoko, gibt es auch die Möglichkeit, Gewänder zu mieten.
Eine spannende Herausforderung bietet die diesjährige Aufführung, da wir heutige Mode mit historischen und märchenhaften Elementen mischen können. Die Theatergruppe ist mit Eifer am Anprobieren. So macht die Arbeit mit den Theaterkostümen Freude!
Catherine De Kegel
Betreuerin des Kostümfundus