Neu im Team
Zum Schuljahr 2021/22 wurde das Team der Stiftsschule Engelberg gleich mit drei neuen Mitarbeitenden verstärkt. Die Schülerinnen und Schüler aus dem Untergymnasiumhaben mit Nathalie Knecht vorübergehend eine neue Französischlehrerin erhalten, Julia Steiner unterstützt uns als Schulische Heilpädagogin (SHP) und das Internatsteam bekam mit Samuel Wirth einen zusätzlichen Präfekten.
Ein paar Worte zu euch: Was habt ihr vorher gemacht?
Nathalie Knecht: Ich bin eine ziemliche Quereinsteigerin. Ich bin in Niamey (Niger) geboren worden, habe 18 Jahre lang in Senegal gelebt und dort bis zum Bachelor Rechtswissenschaften studiert. Danach folgte ein Französischstudium in Paris. Ich arbeitete als DELF-Expertin und als Dolmetscherin. Nachdem ich zurück in der Schweiz war, habe ich angefangen private Französischnachhilfe zu geben. Etwas später wechselte ich an eine Sprachschule und hatte dort die Möglichkeit, eine pädagogische Ausbildung zu machen. So habe ich als Französischlehrerin an verschiedenen Sprachschulen und einer privaten Handelsschule gearbeitet, bevor ich schliesslich an die Sportmittelschule nach Engelberg kam.
Julia Steiner: In der 5. und 6. Klasse hatte ich eine Lehrerin, die ich sehr bewunderte und sehr gemocht habe. Sie war für mich immer ein Vorbild und so wollte ich bereits früh Lehrerin werden. Als ich dann aber im Gymi war, hatte ich die Schule etwas satt und schnupperte als Innendekorateurin und Polygrafin. In diesen Berufen hat mir der gestalterische Aspekt sehr gefallen, jedoch fehlte mir der Menschenkontakt. Mir wurde bewusst, dass ich mit dem Lehrerberuf viele meiner Interessen und Talente verbinden kann, und so habe ich mich für die Lehrerausbildung entschieden.
Samuel Wirth: Nachdem ich mein Abitur in Ulm abgeschlossen hatte, besuchte ich die Pädagogische Hochschule in Weingarten. Während meines Studiums habe ich in den Wintersemesterferien für die Bergbahnen in Engelberg gearbeitet und mich sofort in das kleine Bergdorf verliebt. Mit meiner Stelle als Präfekt im Internat bin ich komplett hier angekommen.
Was war ausschlaggebend für die Berufswahl?
Nathalie Knecht: Als ich nach 28 Jahren in Afrika mit Mann und Kind zurück in die Schweiz kam, stellte sich mir auch die Frage, wie mein weiterer Weg aussehen könnte. Welcher Beruf lässt sich gut mit einer Familie vereinbaren? Die Rückmeldungen zu meinem Nachhilfeunterricht waren so positiv, dass ich eine pädagogische Ausbildung begann. Eine meiner Ausbilderinnen meinte einmal zu mir: "Du bist dafür gemacht", und ich merkte auch selbst immer mehr, wie viel Spass mir das Unterrichten macht.
Samuel Wirth: Ich bin in einer grossen Familie aufgewachsen und hatte auch viele Pflegegeschwister, um die sich meine Familie gekümmert hat.
Warum die Stiftsschule?
Samuel Wirth: Als ich den Stellenausschrieb gesehen hatte, wusste ich: "Dort möchte ich mich bewerben!" Das nachfolgende Gespräch, das Schnuppern und das Praktikum im Internat der Stiftsschule Engelberg haben mich dann vollends überzeugt. Ich wusste, dass ich mich in der Stiftsschule rundum wohl fühlen werde. Die umliegende Berg-Szenerie ist natürlich noch ein dicker Bonus.
Was sind die schönen Seiten eures Berufs?
Nathalie Knecht: Die Vielfalt und das Dankeschön der Schülerinnen und Schüler für den Unterricht am Ende der Stunde. Ich denke, es gibt wenig Berufe, in denen man so viel zurück bekommt.
Julia Steiner: Der Lehrerberuf ist so vielfältig. Es werden viele verschiedene Fähigkeiten gefordert. Als Lehrerin habe ich sehr viele Freiheiten und kann, je nach Klasse, auch mal was ausprobieren.
Weiter gefällt mir der Kontakt zu den Jugendlichen. Ich finde es spannend, mit ihnen über ihren Alltag, ihre Erlebnisse und auch ihre Probleme zu diskutieren und sie durch eine wichtige und spannende Zeit in ihrem Leben zu begleiten.
Samuel Wirth: Jugendliche und Heranwachsende auf ihrem Lebensweg zu begleiten. Diese Entwicklung mit anzusehen und auch auf eine positive Art und Weise zu beeinflussen, das macht mir Freude an meinem Beruf.
Julia, du arbeitest bereits als Fachlehrperson und Schulische Heilpädagogin (SHP) an der IOS Engelberg und neu auch an der Stiftsschule Engelberg. Das ist ja für ein Gymnasium eher ungewöhnlich. Was sind hier deine Aufgaben?
Ich betreue einen Schüler, der neu ans Gymnasium in Engelberg gekommen ist. Er hat eine Dyspraxiediagnose, was bedeutet, dass ihm viele motorische Abläufe schwerfallen. Meine Aufgabe ist es, mit ihm und den Lehrpersonen zusammen zu eruieren, wie er am Unterricht am besten teilnehmen kann, und ich unterstütze ihn, sowie die Lehrpersonen bei der Organisation und helfe bei der Umsetzung mit. Zum Beispiel notiere ich Prüfungsantworten bei der Geschichtsprüfung oder bespreche mit den Lehrpersonen, wie sie die Prüfungen so gestalten können, dass er eine faire Chance hat, sie selbständig zu lösen.
Nathalie, du unterrichtest auch an der Sportschule Engelberg Französisch. Gibt es Unterschiede zwischen den beiden Schulen?
Der Unterricht an der Sportschule ist ganz anders. Bei den Schülerinnen und Schülern steht ganz klar der Sport im Fokus. Wenn sie zu mir in den Unterricht kommen, haben sie schon einen halben Tag trainiert. Das merkt man ihnen schon an. Ausserdem haben sie viel weniger Unterricht, nur ein Mal pro Woche. Und auch bei der Stundengestaltung muss ich viel flexibler, viel individueller sein.
Meine Stiftsschülerinnen und -schüler erlebe ich als sehr engagiert. Sie haben ein ganz anderes Tempo und bringen viel Interesse mit. Auch haben wir viel mehr Wochenstunden, sodass ich in den einzelnen Lektionen Schwerpunkte setzen kann. Ich kann beispielsweise eine ganze Lektion Grammatik machen und in einer anderen nur mündlich arbeiten. Das gibt mir Freiraum bei der Gestaltung des Unterrichts.
Gab es prägende Erlebnisse in eurer Schulzeit? Welchen Einfluss haben diese auf das eigene Lehrpersonsein?
Julia Steiner: Am meisten haben mich die guten Lehrpersonen geprägt. Solche, die von ihrem Fach begeistert waren und vor allem solche, die uns Schülerinnen und Schülern auf gleicher Augenhöhe begegnet sind. So möchte ich auch meinen Schülerinnen und Schülern begegnen.
Samuel Wirth: Ich habe es als Jugendlicher sehr geschätzt, wenn Lehrkräfte und Erziehende verständliche, transparente Regeln vermittelt haben. Aufgrund dessen ist mir ist eine klare Kommunikation mit den Schülerinnen und Schülern besonders wichtig.
Wie bekommt ihr den Kopf frei? Wie sieht der Ausgleich zum Schulalltag aus?
Nathalie Knecht: Ich liebe Sport. Allerdings macht mein Knie nicht mehr so mit. Also mache ich hauptsächlich Muskelaufbautraining und Yoga. Ausserdem liebe ich es zu lesen und Djembe zu spielen.
Julia Steiner: Frische Luft!
Ich bin sehr gerne in den Bergen unterwegs und fordere mich momentan mit dem Mountainbike heraus. Ich finde es genial, wie ich mich mit der richtigen Mischung aus Heraus- und Überforderung so richtig pushen kann. Auch spiele ich seit mehreren Jahren Ultimate Frisbee, coache dort das Damenteam und spiele verschiedene Turniere. Da diese Turniere meist ein ganzes Wochenende dauern und nicht direkt in der Gegend sind, kann ich dort sehr gut abschalten und den Schulalltag hinter mir lassen.
Samuel Wirth: Sport ist mein Ausgleich. Natürlich ist Engelberg dafür ideal. Hier sind meine liebsten Sportarten Snowboarden und Mountainbiken. Neben dem Sport gehört für mich auch jeden Monat ein Buch und ab und zu ein guter Film (was natürlich Ansichtssache ist) dazu. Um abends nach der Arbeitsschicht abschalten zu können, motiviert mich meine Freundin oft zum Yoga, was mir sehr hilft.
Herzlichen Dank!
Interviews: Claudia Heil