Erneuerung der Studentenkapelle 2018
Bedeutung
Die Studentenkapelle dient – wie ihr Name sagt – seit Errichtung des ersten Schulgebäudes Mitte des 19. Jahrhunderts als Ort für die Liturgie und Andacht der Schulgemeinschaft. Neben den Gottesdiensten, die die Schüler mit der Klostergemeinschaft in der Klosterkirche gefeiert haben, fanden hier Klassen- und Internatsgottesdienste, Andachten und Gebete statt.
Auch heute, in einer veränderten Stiftsschule und einer veränderten Zeit, ist die Kapelle ein zentraler Ort der Schule, insbesondere des Internats. Schülerinnen und Schüler ziehen sich hierhin zurück, um in Stille zu verweilen. Die Schulpastoral nutzt den Raum für regelmässige geistliche Angebote (Chillout, Taizégebet), sowie für Klassen- und Abteilungsgottesdienste. Und jeden Sonntag findet hier der Abendkreis der Internatsgemeinschaft statt.
Damit die Kapelle den heutigen Anforderungen entspricht und weiterhin für vielfältige Formen des liturgischen Feierns, der Andacht und des Gemeinschaftslebens des Internates und der Schule genutzt werden kann, drängte sich seit längerer Zeit eine Neugestaltung auf.
Bei der aktuellen Erneuerung des Westteils des Internates, in dem die Kapelle untergebracht ist, wurden massive Eingriffe zur Verbesserung der Gebäudestatik nötig. So mussten Balken unter dem Boden der Kapelle ersetzt werden, weil sie teilweise verfault waren. Bei der Decke waren statische Eingriffe nötig, um die Tragfähigkeit des darüberliegenden Geschosses zu verbessern. Diese Eingriffe haben das Entfernen von Boden und Decke der Kapelle erfordert, was uns in die Situation brachte, eine völlige Erneuerung der Kapelle vorzunehmen. Überdies war der bisherige Standort der Orgel unbefriedigend. Die Empore musste aus Sicherheitsgründen entfernt werden und die bisherige Sakristei wird neu als Zimmer benötigt. Durch die Einteilung der Räume drängte sich eine Verschiebung des Zugangs zur Kapelle an seinen ursprünglichen Ort in der Mitte des Gebäudes und zugleich in der Mitte der Zentralachse der Kapelle auf.
Konzept der Erneuerung
Die Gestaltung der Kapelle nimmt das ästhetische Konzept des erneuerten Internates auf. Sie ist schlicht, aber qualitativ hochwertig, die flexible Nutzung der Kapelle ist ein wichtiges Kriterium.
Für die Anordnung der liturgischen Orte wurde die Ellipsenform als aktuelle und zukunftsweisende Form der Gestaltung gewählt. Sie bot sich wegen der Form des Raumes und seiner Nutzung geradezu an. Ellipsenform bedeutet, dass Altar und Ambo die Mitte des Kirchenraumes bilden und sich im Raum in einer Achse gegenüberstehen (Tisch des Brotes und Tisch des Wortes). Die Kirchenbestuhlung umfasst diese Mitte an den Seiten. Es gibt kein vorne und hinten, sondern es geht um den Bezug zur "Mitte" und um die um sie versammelte Gemeinschaft.
Diese Mitte bilden der weiter verwendete kubische Nussbaum-Altar und der Ambo. In gleicher ästhetischer Sprache wurden ein Tabernakel und ein Ort zum Anzünden von Gedenk-Kerzen gestaltet. Die farbigen Fenster an der Süd- und Westwand wurden durch Klarsichtglas mit Brechung ersetzt, damit der Raum lichtdurchflutet und heller wird. Die figürlichen Fenster in der Apsis blieben bestehen. Die Orgel wurde in der Apsis platziert. Der Boden aus dunklen Steinplatten betont das Erdige. An den Wänden wurde ein modern und schlicht gestaltetes Brusttäfer in Eiche angebracht, in welches Sitzflächen integriert sind. Das Holz gibt dem Raum Wärme, die integrierten Sitzflächen bieten Platz für ca. 60 Personen. Mit 40 zusätzlichen Stühlen entsteht Platz für maximal 100 Personen, der vom Brandschutz zugelassenen Maximalbelegung. Durch die Integration der Sitzbänke ins Brusttäfer wird der Platz optimal genutzt und der Raum muss nicht mit übermässig vielen Bänken bzw. Stühlen bestückt werden. Die Wände wurden analog zu den übrigen Räumen des Internats in einem hellen Farbton gestrichen. Die Decke wurde mit einer Spanndecke gestaltet, die in einem gegenüber den Wänden etwas abgedunkelten Farbton gehalten ist. Die kreisrunden Hängeleuchten in unterschiedlichen Grössen bringen etwas Verspieltes in den hohen Raum und ermöglichen eine angenehme und dimmbare Ausleuchtung.
An der westlichen Wandfläche zwischen den beiden Bogenfenstern in der Mitte der Längsachse und genau gegenüber dem Eingang hängt ein grosses gleichschenkliges Kreuz in Eiche. Das gleiche Kreuz in kleinem Format befindet sich in jedem Internatszimmer.
Ergänzend zu den bisherigen Heizkörpern unterhalb der Fenster, sorgt nun eine Bodenheizung für eine angenehme Raumtemperatur.
Mit der Einsegnung der erneuerten Kapelle ist die Gesamterneuerung des Internatsgebäudes abgeschlossen. Den Schülerinnen und Schülern stehen jetzt nicht nur Räume zur Verfügung, die in ihrer Funktionalität und Gestaltung heutigen Ansprüchen genügen, sondern die auch Ausdruck der Werte sind, die wir in unserer Schulgemeinschaft leben wollen.
Allen, die das Kloster und die Stiftsschule bei der Realisierung dieses grossen Projektes finanziell und ideell unterstützt haben, danken wir herzlich. Ein besonderer Dank geht an die Stiftung Reinle-Suter und die Prof. Heinz Hausheer-Stiftung, welche die Erneuerung der Studentenkapelle finanziert haben.
P. Guido Muff
Leiter Schulpastoral