Die Stiftsschule Engelberg als benediktinische IB World School: ein Arbeitsbericht des Schulentwicklungsprojekts
Als Schulentwicklungsprojekt für das Schuljahr 2019/20 hat sich die Lehrpersonenkonferenz vorgenommen, das Schulprofil als benediktinische IB World School zu schärfen.
Die Stiftsschule Engelberg ist von ihrer Tradition, Prägung und Trägerschaft her eine benediktinische Klosterschule. Dies war früher durch die Mönche, die an der Schule tätig und präsent waren, wie selbstverständlich gegeben und nicht hinterfragt. Heute ist es wichtig, dass wir uns als Schule diese Wurzeln immer wieder bewusst machen und uns damit auseinandersetzen, was das Benediktinische für das Selbstverständnis unserer Schule und für unseren schulischen Alltag bedeutet.
Als wir uns vor einigen Jahren für die Einführung des International Baccalaureate (IB) entschieden haben, taten wir dies auch mit der Auffassung, dass die Grundwerte des IB gut zu einer benediktinischen Schule passen. Jetzt, wo das IB zum festen Bestand unseres Schulprofils gehört, geht es darum, die Vorzüge des IB-Profils und des benediktinischen Profils zu unserem eigenen Stiftsschul-Selbstverständnis zusammenzubringen.
Im ersten Semester dieses Schuljahres haben sich alle Mitarbeitenden der Stiftsschule zu eineinhalb Weiterbildungstagen getroffen. Am ersten Halbtag (einem Mittwochnachmittag) wurden gemeinsam mit Dr. theol. Gabriela Lischer aus der Regel des hl. Benedikt von Nursia grundlegende Werte eruiert, die für Schule und Internat von Bedeutung sein können: Beständigkeit in Beweglichkeit, Verantwortung und Mündigkeit, Keiner ist eine Insel (Ich und Wir), Demut und Humilitas (Authentizität), Discretio und Mass, Wachsamkeit und Gehorsam, Ordnung, Struktur und Ästhetik, sowie Bewährtes neu denken.
Für den zweiten und dritten Halbtag reservierten wir uns den 6. Dezember 2019 und trafen uns im Herrenhaus Grafenort, wo durch das gemeinsame Mittagessen und die Pausen auch Raum für persönliche Begegnung und lockeren Austausch gegeben war. Der Vormittag war dem IB-Lernprofil gewidmet, das von Herrn Peter Bultmann aus Paris, vorgestellt wurde. Das IB-Lernprofil fasst unter zehn Stichworten Eigenschaften zusammen, die bei Lehrenden und Lernenden an IB-Schulen gefördert werden sollen: fragend, wissend, denkend, kommunikativ, prinzipientreu, vorurteilsfrei, fürsorglich (Sozial engagiert), risikofreudig (wagemutig), ausgewogen, reflektierend.
Der Nachmittag war der Zusammenschau von benediktinischen Grundwerten und den pädagogischen Grundsätzen des IB gewidmet und der Frage nach der Umsetzbarkeit in den Schulalltag und den Unterricht. In den Diskussionen zeigte sich, dass benediktinische Werte und IB-Lernprofil viele Gemeinsamkeiten aufweisen, dass wir es aber auch mit unterschiedlichen Ebenen zu tun haben. Während die Benediktsregel ein umfassendes Wertesystem repräsentiert, geht es im IB-Lernprofil um spezifisch schulische Leitlinien. Bei der Umsetzung und Konkretisierung für unsere Schule und unsere Bildungsziele werden also die benediktinischen Werte eher eine Art Überbau bilden, auf dessen Hintergrund wir das IB-Lernprofil ausdeuten und ergänzen.
Die Weiterarbeit an unserem Selbstverständnis als benediktinische IB World School wird im zweiten Semester und gewiss auch darüber hinaus auf verschiedenen Ebenen weitergehen. Es gilt für einzelne Schul- und Fachbereiche konkrete Umsetzungen zu planen, Möglichkeiten für die Vermittlung an die Schülerinnen und Schüler sowie Eltern zu erarbeiten und die Erkenntnisse schliesslich in ein Leitbild einfliessen zu lassen.
P. Guido Muff OSB
Projektleitung Schulentwicklung