Was macht eigentlich...?
...Stefan Estermann?
In seiner aktuellen Funktion als Chef der Abteilung Sektorielle Aussenpolitiken im EDA befasst Stefan Estermann sich mit einer Vielzahl von Politikbereichen und aktuellen Themen, die allesamt einen starken aussenpolitischen Bezug haben: Von der Wirtschaft über die Finanzen, von Umwelt, Klimawandel und Nachhaltigkeit, Energie und Verkehr bis zur Gesundheit, Bildung, und Wissenschaft. Dabei steht er in engem Kontakt mit den "Federführenden", d.h. den inhaltlich zuständigen Fachämtern.
Aktuell befindet sich auch seine Behörde im Ausnahmezustand. Die Corona-Pandemie betrifft alle Bereiche der Diplomatie, nicht zuletzt auch die Arbeit in den internationalen Organisationen, die nun "virtuell" auf allerlei digitalen Plattformen stattfindet.
Herr Estermann, was hat Sie in Ihrer Zeit an der Stiftsschule besonders geprägt? Ein bestimmter Lehrer? Ein bestimmtes Fach?
Wir hatten damals ganz hervorragende Lehrer, an die ich mich allesamt sehr gerne zurückerinnere. Das breite Fächerangebot fand ich faszinierend, ich liebte die technisch-naturwissenschaftlichen Fächer genauso wie die literarisch-sprachlichen und die künstlerischen.
Wir wurden als Schüler und junge Erwachsene immer sehr ernst genommen, durften Fragen stellen und bekamen fundierte Antworten, die aber auch offen genug blieben und zum Weiterdenken anregten. Beeindruckend fand ich den weltoffenen Geist an der Stiftsschule, der sicher dazu beigetragen hat, mich letztlich für die Diplomatie zu interessieren. Als junger Mensch interessierte ich mich für grundlegende Fragen: Was hält die Gesellschaft zusammen? Warum sind die Dinge wie sie sind und nicht anders? Wie kommen Regeln zustande und wie werden sie legitimiert? Diese Fragen faszinieren mich immer noch, sie stehen am Anfang der Politik und des staatlichen Handelns. Die Ausbildung in Engelberg hat mir die nötige Basis vermittelt, danach meinen eigenen Weg zu gehen.
Was, ausserhalb des Schulischen, ist Ihnen aus Ihrer Zeit als Stiftsschüler besonders in Erinnerung geblieben?
Sehr gerne erinnere ich mich an die Musik, das Mitsingen im Stiftschor, die Aufführung der "Carmina Burana" von Carl Orff. Eindrücklich war die mächtige Kirchenorgel, die grösste der Schweiz, gespielt von Pater Norbert Hegner: Bei der Toccata und Fuge in D-Moll von Bach, die er besonders meisterhaft spielte, bekam ich immer eine Gänsehaut. Die Leidenschaft für die Musik und speziell fürs Klavier ist mir bis heute geblieben und geht klar auf Engelberg zurück. Was für eine Bereicherung fürs Leben!
Gibt es etwas, das Sie noch immer mit der Stiftsschule verbindet?
Ich bin sehr stolz darauf, dass zwei meiner ehemaligen Mitschüler das Kloster heute leiten. Ich habe heute grossen Respekt vor der immensen Tradition und dem spirituellen Reichtum des Klosters. Ab einem gewissen Alter blickt man nicht mehr nur vorwärts, sondern vermehrt auch zurück und da ist es faszinierend zu entdecken, dass man als Stiftsschüler ja auch ein Teil davon war.
Was würden Sie einem Stiftsschüler mit auf den Weg geben?
Als Schüler: Neugierig sein, Fragen stellen. Und für die Zukunft: Auf seine innere Stimme hören, Selbstvertrauen haben und offen auf die Welt zu gehen.
Herr Estermann, herzlichen Dank!