Kollegitheater 2020: Theater von A bis Z
Nun hängen sie also wieder: die Fotos der neuesten Produktion – in der Vitrine zum Aufgang ins Internat. Die Gestaltung dieser Vitrine ist immer der letzte, von einigen heiss geliebte Akt, nachdem alles verräumt, die Produktion nachbesprochen und mit einem gemeinsamen Essen abgeschlossen ist. Die Fotos der letzten Produktion, also vom letztjährigen "Sommernachtstraum", wurden als Erinnerungsstücke verteilt, und nun begleiten uns die neuen Aufnahmen ein Jahr lang und erinnern uns an die diesjährige Produktion "Theater von A bis Z". Es war eine aussergewöhnliche, weil wir in derselben Zeit, in der wir normalerweise ein bestehendes Stück umsetzen, selber eines zum 900-Jahr-Jubiläum des Klosters entwickelt haben. So war es schlussendlich dann auch eine Bestandsaufnahme des Prozesses, der bis dahin möglich war, und an dem man natürlich noch viel länger hätte arbeiten und feilen können. Aber die Aufführungsdaten vom 7. bis 9. Februar waren gesetzt und was geboten wurde, konnte sich sehen lassen. Es war eine Auseinandersetzung der Spielerinnen und Spieler mit sich selber, als aktuelle Schülerinnen und Schüler der Stiftsschule, mit dem, was ihre Vorgängerinnen und Vorgänger des Freifachs Theater in den letzten 150 Jahren geleistet hatten, mit der Geschichte des Klosters, allem voran der Stiftsschule und den Legenden und Sagen dazu.
Die Geschichte? Engel und Bengel, die Konrad von Sellenbüren von Buochs an den richtigen Ort für den Klosterbau geführt hatten und scheinbar noch heute im Dachboden des Internats leben, führten durch den Abend und entdeckten so einiges an Neuem bei den Jugendlichen von heute, die da in ihren Dachstock eingedrungen sind, um einen Aufenthaltsraum für sich einzurichten. So haben die beiden ihre alten, langen Kleider durch ein modernes Outfit ersetzt, haben statt ihrem alten Plattenspieler Handy und Bluetooth-Boxen entdeckt und sich am Ende aufgerafft, in die Mi-Bar was trinken zu gehen. Heike Neumann, die den Bengel gespielt hat, verlässt uns nun als Maturandin. Sie hat zusammen mit Engel Anna Perren dem ganzen Abend viel Leben und Witz eingehaucht. Entstanden ist auch ein Film über die mögliche Zukunft des Klosters, ein Werbespot für das Mönch-Sein, weil in der Vorstellung der Spielerinnen und Spieler in Zukunft nur noch ein Mönch die Geschicke der ganzen Anlage leiten muss und also Neuzugänge braucht.
Das Thema des Abends hat interessiert. Es sind neben dem Stammpublikum, das uns jedes Jahr beehrt, auch einige Ehemalige gekommen, die sehen und hören wollten, wie wir auf die Geschichte zurückblicken. Speziell war sicher die von Dominik Brun verfasste "Nonnenszene", in der er das Setting des Abends geschickt aufnahm und mit viel Wissenswertem und Lustigem zum Thema "Doppelkloster" bestückte. Also zur Tatsache, dass es bis 1615 neben dem Männerkloster in der Wetti unten auch ein Frauenkloster gab, und dass die Situation dieser Nonnen alles andere als einfach war, bis sie dann nach Sarnen zügeln mussten. Spannend war aber natürlich vor allem auch der Prozess, der zur Rahmengeschichte insgesamt führte, zu Texten, die von den Spielerinnen und Spieler verfasst wurden und so exakt ihr Denken, ihre Ideen, ihre Sprache zum Thema wiedergaben. Unterstützt wurden wir dabei auch von Juliana Fernandes, der letztjährigen Helena und diesjährigen Maturandin, die an der Fassung mitgeschrieben hat.
Ja und wieder gab es viele gute Geister, die dazu verholfen haben, dass das Theater und das Vorher und Nachher in der Mi-Bar geglückt sind. Auch die diesjährige 3. OG hat wieder ganze Arbeit geleistet. Allen ein herzliches Dankeschön!
Franziska Bachmann Pfister
Leiterin Freifach Theater