Sonderwoche: Pilgern von Engelberg nach Fischingen
Da das 1. OG in diesem Jahr aus 2 Klassen besteht, war auch die Schar der Schüler, die sich im Rahmen der Sonderwoche auf Pilgerreise begab, etwas grösser. 32 Schülerinnen und Schüler und 3 Begleitpersonen nahmen unter der Leitung von P. Andri Tuor den Weg zum Kloster Fischingen "unter die Füsse".
Montag, 30. September 2019
6 Std. 30 Min.
8.00 Uhr, bei starkem Wind blauem Himmel standen die Schülerinnen und Schüler des 9. Schuljahres gut gelaunt und gespannt vor dem Kollegium: gut gelaunt, da man von den Pilgerreisen, die bis jetzt durchgeführt worden waren, nur Gutes gehört hatte - gespannt, da man doch noch nicht so ganz genau wusste, was alles auf einen zukommen wird. P. Andri Tuor, der Leiter der Pilgerreise, nahm mit den Begleitpersonen P. Guido Muff, Franziska Bachmann und Markus L’Hoste die Pilgerschar in Empfang. Klar war, dass alle die SIM-Karten aus den Handys nehmen mussten, überraschend war, dass P. Andri alle dazu aufforderte, einen Stein mitzunehmen. Nach dem Pilgersegen zogen wir zum Tor hinaus, und begaben uns auf dem Weg nach Grafenort - durch die Aa-Schlucht, wo schnell ein Stein gefunden wurde. Gut in der Zeit erreichten wir Grafenort, Dallenwil und Buochs, wo uns Mick und Vera mit der "Aurora" sicher über den Vierwaldstättersee nach Brunnen brachten. Von Brunnen bis zu unserem Nachtlager bei Familie Bucheli in Ingenbohl war es nur noch ein Katzensprung. Nach reichlich Älpermaggronen und einer lebhaften Abendvakanz beschlossen wir den Tag in aller Ruhe mit einem Rückblick auf den ersten Pilgertag und notierten unsere Gedanken in unser Pilgertagebuch.
Dienstag, 1. Oktober 2019
7 Std. 40 Min.
"Schlafen im Stroh" - das war ein Abenteuer! Nach einer sternklaren Nacht gab es ein grosses z‘Morge-Buffet, sodass sich die Pilgerschar gestärkt genug für den nächsten Teil des Jakobsweg fühlte: über die Haggenegg nach Einsiedeln! Kaum jemand, der nicht die "Königsetappe" unter die Füsse nahm. Der Anstieg war dann auch recht steil und herausfordernd, dafür würde man nach rund 1000 Höhenmetern mit einer beeindruckenden Aussicht über den Vierwaldstättersee belohnt! Der Weg durchs Alpthal nach Einsiedeln verlief dann eher angenehm, auch das Wetter spielte noch mit - gegen Abend sah man schon Wolken aufziehen und der Wind frischte auf. Was das wohl für morgen heissen würde? Vorerst aber hiess es: einkaufen für die nächste Etappe nach Goldingen. Die Nacht verbrachten wir im Pilgerhaus "Allegro" in der Nähe des Klosters Einsiedeln. Auch hier wurde der ereignisreiche Tag mit einem ruhigen Rückblick beschlossen, der von Wörtern wie "anstrengend, aber wertvoll" geprägt war. Beunruhigend waren nur die Wolken, die im Verlauf der Nacht immer dichter wurden.
Mittwoch 2. Oktober 2019
7 Std. 45 Min.
Der Weg hinunter über den Etzel zum Zürichsee führte steil über Stock und Stein, beides rutschig, und man musste aufpassen! Wir waren aber froh, einigermassen trocken am Seedamm angekommen zu sein - aber das Wetter hatte eine Überraschung für uns bereit: Mitten auf dem Seebrücke öffnete der Himmel seine Schleusen, weit und breit kein Unterschlupf, Wasser über und unter uns, so dass wir froh waren, am Rapperswiler Ufer angekommen zu sein. Dort klarte das Wetter schnell auf und so mancher nahm im besten Vertrauen auf die Sonne den Weg nach Goldingen unter die Füsse - leider täuschte man sich, und so kamen die künftigen Pilgerkönige und Pilgerköniginnen durchnässt bei der Familie Dietrich vom "Rössli" an, die allen einen herzlichsten Empfang in der warmen Unterkunft bereitete und auch sogleich den Heizungskeller zum Trocknen der Kleider öffnete. Geduscht, aufgewärmt, hungrig und geschafft wurden wir am Abend mit Salat, Schnipo und Glacé mit Brombeeren verwöhnt. Nach einer kurzweiligen Abendvakanz mit Spielen und Klavierspiel wurde auch diese Pilgeretappe mit einer abendlichen Schlussrunde beschlossen - dankbar und müde fielen wir ins Bett.
Donnerstag, 3. Oktober
7 Std. 10 Min.
Nach einer ruhigen Nacht und einem grossen Frühstücksbüffet empfing uns draussen ein kühler, sonniger Morgen. In der Ferne sah man die gesunkene Schneefallgrenze, in den Tälern lag Nebel und die Felder rauchten leise. Wir machten uns auf in Richtung Steg, wo der letzte Aufstieg dieser Woche begann, der Weg aufs Hörnli - ein paar wenige der grossen Pilgerschar mussten eine gemächlichere Route wählen, andere mussten durchbeissen, viele bewältigen aber den Weg auch am vierten Tag der Pilgerreise in gewohntem Rahmen - man hatte sich an die Strapazen gewöhnt. Wir kamen durch Wälder, über Wiesen, durch spätsommerliche Landschaften - von schweren Wolken umgeben sahen wir auf dem Hörnli Stücke der Schweizer Bergwelt am Horizont: Säntis, Mönch, Rigi, Chasseral. Einmal schien auch der Titlis durch die aufreissenden Wolken zu lugen. Von so weit her sind wir gekommen! Das war ein eindrückliches Bild. Ganz eindrücklich war dann auch das unvermittelte Auftauchen des Klosters Fischingen hinter dem letzten Wegstück - unser Ziel! Geschafft, müde, sämtliche Knochen spürend traten wir in den klösterlichen Bezirk ein. Hier wurde auch geklärt, warum wir einen kleinen Stein von Engelberg mitgenommen haben. Der Stein, an den wir Wünsche und Hoffnungen gehängt hatten, wurde in Fischingen niedergelegt, wo er die nächsten Jahrzehnte noch liegen wird.
Freitag, 4. Oktober
Rückreise
Endlich ausschlafen bis 7.30 Uhr! Dann: ausgedehntes Frühstück vom riesigen Buffet, Packen. In der Idda-Kappelle des Klosters Fischingen blickten P. Andri und P. Guido in einer gemeinsamen Messe mit uns auf die vergangene Woche zurück, wir stellten unsere prägenden Eindrücke vor, unsere Erlebnisse. Oft fielen Wörter wie "Dankbarkeit", "einmalige Erfahrung", "guter Klassenzusammenhalt" und "Stolz, es geschafft zu haben". Im Anschluss führte Prior Gregor Brazerol von Fischingen durch die wunderbare barocke Klosteranlage und erläuterte die beeindruckenden Deckengemälde in der Klosterkirche. Dann hiess es auch schon Abschied nehmen von Fischingen - und mit Bus und Bahn ging es zurück in Richtung Engelberg. An jedem grösseren Bahnhof wurde die Gruppe kleiner, bis schliesslich fast nur noch die externen Schülerinnen und Schüler in Engelberg ankamen.
Dankbar blicken wir auf diese Pilgerreise zurück, die uns manchmal an unsere Grenzen gebracht hatte, aber wir haben gesehen, man kann sie überwinden. Die Pilgerreise hinterliess starke Eindrücke. Der grosse Raum, der uns während der Pilgerreise umgab, der Blick von den Bergen in die nebelverhangenen Täler, die Wanderungen abseits der vom Verkehr erschlossenen Pfade, die Ruhe und das Bewusstsein, nicht erreichbar zu sein, nicht auf Social Media präsent sein zu müssen, bei sich selber und Gottes Schöpfung zu sein.