Daniela Grawehr, Fachlehrerin Mathematik und PAM
Ein paar Worte zum Werdegang (Studium, vorherige Schulen):
Nach meinem Abitur am Kolleg St. Blasien (D, jesuitisch geführt) 1994 habe ich in Bern das Studium in Mathematik mit Nebenfächern Physik und Informatik aufgenommen und im Jahr 2000 mit dem Master in Mathematik und dem Höheren Lehramt für Mathematik und Physik abgeschlossen. Nach dem Studium habe ich am Kollegi Schwyz Mathematik und Physik unterrichtet. Das Schuljahr 2009/10 verbrachte ich als Vorbereitung auf den bilingualen Ausbildungsgang als Lehrperson und Internatsbetreuerin am Stanstead College in Kanada. Letztes Schuljahr habe ich mich entschlossen, nach 22 Jahren vom Kollegi Schwyz an die Stiftsschule Engelberg zu wechseln, um meine Idee von Bildung und Pädagogik noch konsequenter umsetzen zu können. Ich unterrichte in einem Teilpensum von ca. 50 Prozent, weil ich seit 2018 an der Universität Zürich als Fachdidaktikerin für Mathematik angestellt bin. Dieses Engagement möchte ich gerne weiterführen, da mich die Arbeit mit den angehenden Lehrpersonen inspiriert und mich selbst immer wieder zwingt, meinen eigenen Mathematikunterricht konstant zu hinterfragen und weiterzuentwickeln.
Was gab den Ausschlag für die Berufswahl? Gab es prägende Erlebnisse in deiner Schulzeit? Welchen Einfluss haben diese auf das eigene Lehrersein?
Meine beiden Eltern waren Gymnasiallehrpersonen, und auch wenn es immer wieder Zeiten gegeben hat, in denen ich an meiner Berufswahl gezweifelt habe, so war es eigentlich – soweit ich mich erinnern kann – schon immer mein Wunsch, Gymnasiallehrerin zu werden. Ich habe eine starke intrinsische Motivation, Lernprozesse zu begreifen und zu verstehen, warum und wie Lernen und die damit einhergehende Persönlichkeitsentwicklung funktioniert.
Geprägt haben mich selbstverständlich charismatische Lehrpersonen aus meiner eigenen Schulkarriere, wie zum Beispiel Pater Pflüger SJ, mein Mathematiklehrer in der Mittelstufe, der neben seinem bereits sehr inspirierenden Unterricht für uns Interessierte einen Mathe-Lunch einführte und uns zur Teilnahme an Wettbewerben motivierte. Meinem Deutschlehrer der Oberstufe, Herrn Schönfeld, verdanke ich es, dass ich die Liebe zur Literatur entdeckt habe und kurz vor der Matura dann auch wirklich angefangen habe, Bücher zu lesen. Ich könnte noch einige andere Beispiele nennen, aber bedeutungsvoll scheint mir für meine eigene Lehrtätigkeit, dass auch ich inspirieren und meine Faszination an die Schülerinnen und Schüler weitergeben möchte. Ich sehe mich also nicht nur als Wissensvermittlerin, sondern als Pädagogin, die versucht, die Schülerinnen und Schüler – in dieser spannenden Lebensphase, in der sie sich befinden – zu begleiten. Sie sollen herausfinden, welche Art Mensch sie sein wollen, und Schritte machen, sich zu diesem Menschen zu entwickeln.
Warum die Stiftsschule?
Meine Zeit am Kolleg St. Blasien hat meine Persönlichkeit vermutlich zu einem sehr wesentlichen Teil geformt und entwickelt. Die Ausbildung ging weit über das Vermitteln der fachlichen Inhalte hinaus. Das breite Angebot der Schule habe ich ausgiebig genutzt und neben Theater, Chor und Orchester auch an Exerzitien oder Kursen zu Rhetorik teilgenommen. Ich denke, dass man mit diesem Hintergrund auch verstehen kann, warum ich genau die Stiftsschule Engelberg für meine weitere Unterrichtstätigkeit ausgewählt habe: Ich möchte Teil einer Gemeinschaft sein, die meine Idee von Bildung teilt.
Was sind die tollen Seiten des Lehrberufs?
Die Arbeit mit den Schülerinnen und Schülern. Die Lebensphase, in der sie sich befinden, scheint mir eine der wegweisendsten zu sein, was ihre Persönlichkeit anbetrifft.
Der Austausch mit den Kollegen aus anderen Fachbereichen. In welchem anderen Beruf hat man ein so breites Spektrum an Wissen aus verschiedensten Bereichen in seinem Arbeitsumfeld?
Die Arbeit an mir selbst und meinem Unterricht. Der Lehrberuf erfordert es, dass man ständig am Ball bleibt, immer kritisch gegenüber sich selbst und dem eigenen Unterricht bleibt und konstruktiv Veränderungen vornimmt. Es geht um Kommunikation und Interaktion, und da hat man nie ausgelernt und kann sich immer verbessern, es bleibt spannend.
Gibt es etwas, das dich während deiner Schulzeit so richtig gestört hat und das du nun anders machst?
Ja. Ich werde gerne überzeugt, aber nur ungern gezwungen. Wir hatten eine Religionslehrerin, bei der 50 Prozent der Note aus Heftführung bestand. Es war vorgegeben, in welcher Farbe, doppelt oder einfach unterstreichen usw. etwas geschrieben sein soll, es gab also null Freiheit – mit Lernen hatte das aus meiner Sicht wenig zu tun.
Ich verstehe und schätze es, dass man exemplarisch verschiedene Wege aufgezeigt bekommt, aber dass man gezwungen wird, eine Methode durchgehend anzuwenden, widerspricht meiner Idee, dass jeder Mensch selbst herausfinden muss, wie er lernt und seine Art zu lernen optimiert. Ich hoffe, dass ich das in meinem Unterricht auch so umsetze.
Womit bekommst du den Kopf frei, was ist dein Ausgleich zum Schulalltag?
Oh, da gibt es sehr vieles.
Ich liebe die Natur und bewege mich gerne draussen (Schwimmen, Mountainbiken, Kajaken, Wandern, Skitouren usw.). Was genau ich mache, ist eigentlich egal, solange es Spass macht und mich die Natur spüren lässt.
Snooker-Spielen ist eine grosse Leidenschaft. Die Präzision, nie auszulernen, die hohe Anforderung an die Konzentration machen es zu einer faszinierenden Freizeitbeschäftigung. Seit 2019 beherrscht ein Snooker-Tisch den grössten Raum unserer Wohnung und mein Mann und ich nutzen ihn fast täglich. Snooker-Spielen ist eine Achtsamkeitsübung, wie Meditieren, Yoga – alles ebenfalls regelmässige Beschäftigungen von mir.
Das Leben in einer Gemeinschaft ist für mich essenziell. Ich verbringe viel Zeit mit Kollegen und der Familie. Zusammen etwas zu unternehmen lüftet meinen Kopf nachhaltig und deswegen finde ich immer Zeit zum Abmachen. Da kommt dann auch die Kultur ins Spiel: Theater, Konzerte, Kleinkunst, Film usw.
Und manchmal ist da noch meine Werkstatt, in der ich Velos repariere und Holzbildhauerei betreibe, oder ich schreibe an einem Mathematik-Schulbuch, geniesse das Lesen eines guten Buchs mit einer Tasse Tee oder gehe auf Reisen (immer selbst organisiert und langsam).
Sicher habe ich jetzt noch einiges vergessen, denn weil mir schnell langweilig wird, gibt es sehr viel, was ich mache, um zu verhindern, dass mir langweilig wird.
Vielen Dank! Wir wünschen Dir eine viele kurzweilige Unterrichtsstunden und begeisterte Schülerinnen und Schüler.