IB Global Conference vom 6. bis 8. Oktober in Den Haag
Jedes Jahr führt die International Baccalaureate Organization (IBO) in jeder ihrer drei Regionen je eine Global Conference durch. Für die Region Afrika, Europa und Naher Osten fand die Konferenz 2022 in Den Haag statt, wo die IBO auch ihre Büros für die Region hat. Als Verantwortlicher für das IB-Programm an unserer Schule hatte ich wieder einmal Gelegenheit, teilzunehmen, und berichte gern über das Erlebte.
Zum Thema «Embracing Innovation, Inspiring Action» referierten renommierte Bildungswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler. Zudem stand den ungefähr 1600 teilnehmenden Lehrpersonen von etwa 500 Schulen aus gegen 90 Ländern eine grosse Anzahl an Workshops zum genannten Thema zur Wahl.
Zu Beginn des dichten Programms sprach am Donnerstagabend der Generaldirektor der IBO, Olli-Pekka Heinonen, zu den Anwesenden. Olli-Pekka Heinonen leitet die Organisation seit 2021 und war vorher unter anderem Bildungsminister von Finnland. Er warb für das «Festival of Hope», welches vom IBO im September lanciert worden war. In einer Zeit bedrohlicher Krisen, die nach verschiedenen Untersuchungen die Anzahl Jugendlicher mit psychischen Schwierigkeiten hat anwachsen lassen und die eine grosse Mehrheit von Jugendlichen den Untergang der Welt noch im Verlauf ihres Lebens erwarten lässt, möchte die IBO den harten Tatsachen nicht aus dem Weg gehen: Das «Festival of Hope» soll Gelegenheit bieten, mit jungen Menschen die drängenden Fragen zu diskutieren und mit ihnen die Herausforderung anzunehmen, in kleinen Schritten Positives zu bewirken und so Hoffnung zu verbreiten (https://ibo.org/festival-of-hope).
Diesen Gedanken nahm der erste Referent, Prof. Arjen Wals (Universität Wageningen, NL) auf, indem er den «Whole School Approach to Sustainable Development» vorstellte (https://wholeschoolapproach.lerenvoormorgen.org): Die Bedeutsamkeit von Lerninhalten soll für die Schülerinnen und Schüler auf eine Weise erfahrbar werden, dass sie von ihnen selbst in die Praxis umgesetzt und für die Lösung von drängenden Problemen genutzt werden.
Es folgten zahlreiche Veranstaltungen, an denen ich im Verlauf der beiden folgenden Tage teilnahm und die ich nicht alle erwähnen kann. Einige bleibende Eindrücke und nützliche Anregungen möchte ich dennoch ansprechen.
So konnte ich mich mit unserem IB-Kontaktmann, Rémy Lamon, treffen, der unsere Schule besonders in der laufenden Evaluation begleitet. Er bestätigte mir, dass die Evaluation auf gutem Weg ist.
Der Referent Steve Bollar (https://www.standtallsteve.com) erinnerte uns daran, dass sich der fördernde Umgang mit Schülerinnen und Schülern nicht einfach in der Einhaltung aller relevanten Normen (compliance) zeigt, sondern in der Hingabe (commitment), mit der wir die Entwicklung der Jugendlichen begleiten – einer Hingabe, die er mit der Hingabe verglich, mit der die Fans eines Fussballclubs das Spiel ihrer Mannschaft verfolgen.
Eindrücklich beschrieb Jackline Otula ihre Schule in Kenia, die dank Stiftungsgeldern fast 1000 Schülerinnen und Schüler aus ärmsten Verhältnissen aufnimmt, dabei sämtliche Kosten – von gesundem Essen bis zur Kleidung – für sie trägt und so das oben angeführte Prinzip Hoffnung umsetzt (https://new.mpesafoundationacademy.ac.ke).
Daniel Prieto zeigte, wie die neuen IB-Programme «Standards and Practices» zu einem ganzheitlichen Blick auf die Schule als einem System auffordern. Schulen lassen sich erst dann erfolgreich nach den IB-Standards entwickeln, wenn die Schulleitung die Schule als System versteht. Das bedeutet zum Beispiel, dass die Schule immer von einem bestimmten Standpunkt aus wahrgenommen wird und sich je nach Perspektive überraschend unterschiedlich präsentiert. Vom Workshop-Leiter wurde dies einprägsam mit einem dreidimensionalen Vexierbild veranschaulicht: Wir sehen zwei Giraffen vor uns – bewegen wir uns 90 Grad um sie herum, stehen wir unvermutet vor einem Elefanten …
Meryem Mourjanou, eine Kollegin aus Saudi-Arabien, stellte verschiedene Augmented und Virtual Reality Tools vor. Beeindruckt haben mich besonders virtualspeech.com und bodyswaps.co: Mit diesen Tools können die Jugendlichen ihr Vortragen bzw. Soft Skills für Teamwork, Jobinterviews etc. einüben.
Sehr nützlich war für mich zudem der Workshop zu Schulentwicklungsprojekten. Für die Evaluation müssen wir ein Schulentwicklungsprojekt gut dokumentieren, was an diesem Workshop vertieft zur Sprache kam.
Nach den Ferien wird mich der Alltag der Stiftsschule Engelberg wieder voll beanspruchen und nicht alle Inspirationen aus Den Haag werde ich umsetzen bzw. weitergeben können. Doch einiges wird hängen bleiben und meine Arbeit in der Umsetzung des IB an unserer Schule und im Unterricht beeinflussen.
Hansueli Flückiger
Leiter IB-Programm