Schüler*innen-Vertretung (SV) an der Stiftsschule Engelberg
Kollegium, Lyzeum, Schulhaus, Hallenbau, Kloster – zur Stiftsschule Engelberg gehören unterschiedliche Häuser auf einem grosszügigen Gelände. Die meisten Räume sind mittlerweile saniert und zeitgemäss eingerichtet. Sie laden zum Lehren und Lernen, aber auch zum Wohnen und zur Freizeitgestaltung ein. Doch damit lebt eine Internatsschule noch nicht. Sie braucht Menschen, welche die Räume und das Gelände bespielen: Lehrpersonen, Präfektinnen und Präfekten, Schülerinnen und Schüler und alle anderen Mitarbeitenden.
Miteinander wollen wir "Stiftsschule Engelberg" gestalten. Dazu braucht es Jugendliche und Erwachsene. Wir sollen unsere Internatsschule gemeinsam mit Leben füllen. Dieser Möglichkeitsraum soll gerade auch durch die Mitverantwortung der Schülerinnen und Schüler belebt werden – nicht einfach nur als künstliche Übungsform einer demokratischen Gesellschaft, sondern als kreativ-kritische Partizipation in Bezug auf die Gestaltung von Schule und Internat.
Ein Element dazu soll künftig eine gewählte Schüler*innen-Vertretung – SV genannt – sein, welche die Interessen und Anliegen der Schülerinnen und Schüler gegenüber der Schulleitung, den Lehrpersonen und den Erziehenden im Internat vertritt und aktiv auch in den relevanten Gremien die Stiftsschule Engelberg mitgestaltet.
Nachdem diese Idee in der Konferenz der Klassensprecherinnen und Klassensprecher, in der Lehrpersonenkonferenz und im Internatsteam angedacht wurde, konnte in einem Plenum ein erstes Konzept vorgestellt werden. Vertreterinnen und Vertreter der Union der Schülerorganisationen der Schweiz und des Fürstentums Liechtenstein (USO) einerseits und der Schülerkommission der Kantonalen Mittelschule Kollegium St. Fidelis in Stans anderseits berichteten von ihrem schulpolitischen Engagement. Es wurde schnell klar, dass eine SV ein Stimmrecht in Konferenzen, eine Verantwortung für Räume und Events haben und die Gemeinschaftsstunde mitgestalten sollte.
Das erste Konzept sah konkrete Chargen innerhalb der SV vor, für die Schülerinnen und Schüler kandidieren können. Zudem wurde versucht, alle Altersgruppen und die Externen und Internen in die SV einzubinden. Die anschliessende breit angelegte Vernehmlassung ergab, dass gegenüber einer SV ein grundsätzliches Wohlwollen besteht, das allerdings mit der Angst verbunden ist, dass der zeitliche Aufwand zu gross ist, es zu wenige Freiwillige für die SV geben wird oder die Anliegen aus der Schülerschaft zu wenig ernst genommen werden könnten. Die vordefinierten fünf Chargen innerhalb der SV wurden teilweise als nicht attraktiv beurteilt und die fünf SV-Mitglieder mit den damit verbundenen fünf Stimmen in der Lehrpersonenkonferenz wurden als zu viele gedeutet.
Aufgrund dieser Rückmeldungen entwickelte die Schulleitung zwei neue Varianten für eine künftige SV, über die dann die Lehrpersonen und die Schülerinnen und Schüler in einer nächsten Gemeinschaftsstunde abstimmen konnten. Eine Mehrheit zog eine reduzierte Form auf drei gewählte Mitglieder ohne vordefinierte Chargenzuteilung gegenüber einer SV, die aus allen Klassensprechenden besteht, vor. So konnte ein definitives Konzept einer Schüler*innen-Vertretung für die Stiftsschule Engelberg erstellt und in Kraft gesetzt werden.
Die SV an der Stiftsschule Engelberg greift Anliegen der Schülerinnen und Schüler auf, diskutiert sie und bringt sie der Schulleitung bzw. der Lehrpersonenkonferenz vor. Die SV nimmt an der Konferenz der Klassensprecherinnen und Klassensprecher teil, gestaltet Schulkultur mit und trägt eine Mitverantwortung für die Gemeinschaftsstunden. Die drei gewählten Mitglieder können selbstständig klären, wer von ihnen den Vorsitz innehat und welche weiteren Aufgaben sie sich selbst geben wollen. Mit dem Rektor besprechen sie die Traktanden der Lehrpersonenkonferenz im Voraus und bringen ihre Anliegen ein. Zudem können sie dann an vordefinierten Traktanden der Lehrpersonenkonferenz teilnehmen und haben bei Abstimmungen drei Stimmen zur Verfügung. Im Promotionszeugnis wird schliesslich in Worten vermerkt, dass sich eine Schülerin oder ein Schüler in der SV engagiert hat.
Dass sich sechs Kandidatinnen und Kandidaten aus fast allen Klassen einer Wahl stellten, war eine grosse Freude. Denn so wurde eine wirkliche Wahl möglich. Die sechs Kandidatinnen und Kandidaten präsentierten sich öffentlich in einer Gemeinschaftsstunde und legten ihre Anliegen dar. Danach wählte die Schülerschaft ihre Vertretung. Bis zum Ende des 1. Semesters 2022/23 wurden Jovin (3. OG), Florian (2.OG) und Noam (1. UG) gewählt.
Auch wenn sich niemand für die SV zur Verfügung gestellt hätte, wäre neu ein institutionalisierter Möglichkeitsraum für Schüler*innen-Partizipation vorhanden, der dann bei einer nächsten SV-Wahl hätte wieder gefüllt werden können.
Wir können gespannt sein, wie die Mitverantwortung von Schülerinnen und Schülern an der Gestaltung der Stiftsschule Engelberg sich entwickeln wird.
P. Andri Tuor OSB
Rektor