Theaterrückblick 2022
Glück gehabt! Und wunderbar war es, dass die Theatertruppe der Stiftsschule Engelberg das diesjährige Stück wieder vor Publikum präsentieren durfte! Es wäre zu schade gewesen, Schillers "Räuber" nach sechsmonatiger Probezeit nicht zeigen zu können. Aber ja, es war eine Zitterpartie – wenn jemand aus der Truppe positiv gewesen wäre, hätten wir alles absagen müssen. Wir hatten also Glück – oder vielleicht wurden auch einfach unser Mut und Durchhaltewillen belohnt.
Als wir Mitte August zu proben begannen, wussten wir ein weiteres Mal nicht, was für ein Probeprozess uns bevorstehen würde. Die zehn Mädels und zwei Jungs waren aber wild entschlossen und entschieden sich sehr bald für Friedrich Schillers "Die Räuber", in einer verkürzten und sprachlich angepassten Version von Marcus Braun (Deutscher Theaterverlag). Es war ein spannender Prozess, zu sehen, wer als Frau eine Männerrolle spielen oder eine Männer- zu einer Frauenrolle machen würde. Schliesslich hat sich das Ganze sehr stimmig für alle gelöst: Die einen hatten Lust auf freche, zotige Räuberfrauen, andere auf elegante, würdevolle Hofdamen – vieles war möglich. Die zwei Maturandinnen und die zwei Maturanden nahmen sich der Familie Moor an: Kevin Ehrler, der vier Jahre lang der Spieltruppe angehörte, übernahm mit viel Gespür und Engagement die Rolle des Vaters, Maximilian Moor. Dominik Jäggi gab als Spieler mit der längsten Stiftsschultheater-Erfahrung überzeugend den heldenhaften Karl Moor, Jessica Eugster mit grosser Spielfreude und Bühnenpräsenz seine Geliebte Amalia. Und Vreni Läuchli nahm sich sicht- und hörbar lustvoll dem Fiesling Franz Moor an – in einer gelungenen Hosenrolle.
Ja, es werden uns also vier wertvolle Spielerinnen respektive Spieler abhandenkommen, vor allem die Männer. Aber ich bin guten Mutes, dass es wieder Wagemutige geben wird, nachdem ja einige der aktuellen Schüler jetzt zum ersten Mal überhaupt ein Theaterprojekt live auf der Bühne erleben durften. Dieses Jahr waren vier neue Spielerinnen dazugekommen, und gefreut hat mich auch, dass eine davon – Vivienne Eugster – eine IOS-Schülerin war. Auch unser Lichttechniker Konstantin Baumgartner war ein IOS-Schüler. Schön, wenn sich das durchmischt und es zur Selbstverständlichkeit wird, dass Gymeler und Sekschüler zusammenarbeiten.
Gefreut hat mich auch, dass ich mit Johanna Ullrich eine ehemalige Stiftsschülerin und langjährige Theaterspielerin für die Maske gewinnen durfte. Sie hat eine tolle Arbeit geleistet und es sichtlich genossen, wieder mal Teil eines Theaterprojekts der Stiftsschule zu sein. Und natürlich durfte ich wieder auf viele weitere bewährte Helferinnen und Helfer zählen: Christian Frehner, der mit der 3. OG im Bildnerischen Gestalten das Plakat entworfen hat, Markus L’Hoste, der es zusammen mit meinen Texten zum Flyer zusammengefügt hat, und Vera Paulus, die mit Fränzi Allemann und der 3. OG in kurzer Zeit die Mi-Bar wieder auferstehen liess. Das Publikum hat es ihnen gedankt. Und natürlich dürfen wir Catherine de Kegel nicht vergessen, die wieder wunderbare Kostüme aus dem Fundus zusammengestellt hat. Mit drei Spielerinnen ging ich dieses Jahr aber mangels passender Kleider in den Fundus des Luzerner Theaters. Ich habe sie fast nicht mehr rausgebracht an jenem Mittwochnachmittag – ein Traum ging da in Erfüllung!
Am Donnerstag nach der Derniere – ab 16.30 Uhr (unserer jeweiligen Probezeit) hiess es schliesslich gemeinsam abbauen, verräumen und putzen – auch das gehört dazu! Die Truppe hat das mit Musik und zwischenzeitlichem Tanzen in kürzester Zeit mit mir zusammen erledigt. Dann gemeinsam Pizzen im Foyer genossen, das Ganze nochmals Revue passieren lassen, die legendäre Vitrine mit aktuellen Theaterfotos bestückt, et voilà: Das Theaterprojekt 21/22 ist wieder Geschichte. Eine gute Geschichte – zum Glück!
Franziska Bachmann Pfister
Leiterin Freifach Theater